Sam Mendes Oscar-Favorit „1917“: So wurde der One-Shot-Effekt gedreht

Der Weltkriegsfilm des Bond-Regisseurs ist bereits mit den Golden Globe Awards für Filmdrama und Regie ausgezeichnet worden. Einer der Gründe für den Erfolg des mit zehn Oscar-Nominierungen versehenen Werks ist die sogenannte One-Shot-Einstellung. Doch um was für eine Dreh-Art handelt es sich da genau?

Kriegsdrama in einem Take

Der Erfolg des bereits vor dem Gewinn der Golden Globes vielgelobten Films basiert auf einer cineastischen Besonderheit: Er erweckt den Eindruck, in einem Stück gedreht worden zu sein – eben „in one Take“. Das Ergebnis ist ein für den Zuschauer klaustrophobisches, atemloses Filmerlebnis. Er bekommt das Geschehen auf dem Schlachtfeld Nordfrankreichs rund um die Protagonisten in Echtzeit besonders intensiv mit.

Sorgfältige Planung, akribischer Filmschnitt

Um den gewünschten Effekt zu erzielen, wurde beim Dreh von „1917“ bereits im Vorfeld minutiös geplant. Eine besonders wichtige Rolle kam den Filmschnitt zu: Jeden Abend musste der Cutter den Rohschnitt des Films fertigstellen, damit am nächsten Tag dort weitergefilmt worden konnte, wo er am Vortag endete. Der Film wurde folglich über weite Strecken chronologisch gedreht. Das ist in der Branche eher unüblich, denn es erzeugt Mehrkosten.

Komplizierter Entstehungsprozess

Um in dem knapp zwei Stunden dauernden Film die Illusion eines einzelnen Takes entstehen zu lassen, wurden mehrere, acht bis elf Minuten lange Sequenzen gedreht und so zusammengeschnitten, dass sie wie eine einzige erscheinen.
Um die bestmögliche Wirkung zu erzielen, wurden die einzelnen Sequenzen wieder und wieder geübt, bis die Kamera das erste Mal mitlief. Auch danach brauchte es noch viele Takes, die einzelnen Szenen perfekt im Kasten waren. Das Ganze brachte nicht nur die Darsteller an ihre Grenzen, sondern die ganze Crew: Ton- und Kameramann mussten bei den temporeichen Takes jedes Mal mitlaufen, um den für die Leinwand gewünschten Effekt zu erzielen.

Premiere für einen ARRI-Kameraprototyp

Bald stellte sich für Regisseur Sam Mendes und Crew heraus, dass für einige Einstellungen in den Schützengräben die Kameragehäuse zu groß waren. Also fuhr Kameramann Roger Deakins zum berühmten Kamerahersteller ARRI nach München, um dort Rat zu suchen. Wie der Zufall so spielt, arbeitete ARRI bereits an einem kleineren Kameratyp. Die Firma überließ Mendes Drehteam kurzerhand den Prototyp.
Mit ihm konnte der Regisseur Einstellungen drehen, die sonst nicht möglich gewesen wären, wie Mendes in einem Interview mitteilte.
„1917“ ist mehrfach für einen Oscar nominiert. Die Verleihung findet am neunten Februar in Los Angeles statt.

Bildnachweis: Pixabay, 973107, meineresterampe