Politik und Kultur reagieren bestürzt auf Tod Schlingensiefs





Mit tiefer Bestürzung haben Politiker und Künstler auf den Tod des Regisseurs und Aktionskünstlers Christoph Schlingensief reagiert. Mit Schlingensief verliere die Kulturszene „einen ihrer vielseitigsten und innovativsten Künstler“, erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Der Film- und Theater-Regisseur war am Samstag im Alter von 49 Jahren im Kreis seiner Familie seinem schweren Krebsleiden erlegen.

Bei Schlingensief war im Januar 2008 Lungenkrebs diagnostiziert worden. Ihm wurde ein Lungenflügel entfernt, er musste sich einer Chemotherapie und Bestrahlungen unterziehen. Sein für die diesjährige Ruhr-Triennale vorgesehenes Stück „S.M.A.S.H. – In Hilfe ersticken“ musste Schlingensief bereits Anfang Juli nach einer neuen, schweren Krebsdiagnose absagen. Zu seiner Krebserkrankung hatte Schlingensief, der im Oktober 50 Jahre alt geworden wäre, auch ein bewegendes Tagebuch mit dem Titel „So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein“ veröffentlicht.

Der in Oberhausen geborene Schlingensief zählte zu den bedeutendsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, der mit seinem Werk immer wieder provozierte. Bekannt wurde er unter anderem mit Filmen wie „Das deutsche Kettensägenmassaker“. Schlingensief arbeitete als Regisseur an der Berliner Volksbühne, inszenierte aber auch am Wiener Burgtheater. Bei den Bayreuther Festspielen stand seine „Parsifal“-Inszenierung von 2004 bis 2007 auf dem Spielplan.

Schlingensief habe die deutschsprachige Film- und Theaterwelt stark beeinflusst, erklärte Kulturstaatsminister Neumann. Zu seinen Stilmitteln habe nicht selten die Provokation gehört, „mit der er ganz bewusst auch über den Kulturbereich hinaus Kontroversen auslösen und irritieren wollte.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier erklärte: „Wir haben in Deutschland mit Christoph Schlingensief einen unserer großen Künstler verloren.“ Grünen-Chefin Claudia Roth erklärte, der Tod Schlingensiefs erschüttere sie „bis ins Mark“. Mit ihm verliere die Bundesrepublik „einen der kreativsten, vielseitigsten und radikalsten Künstler.“

Auch die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zeigte sich erschüttert. „Das ist, als ob das Leben selbst gestorben wäre“, teilte Jelinek in einer Stellungnahme gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA mit. Schlingensief sei einer der größten Künstler gewesen, „die je gelebt haben.“ Er habe eine neue Gattung geprägt, die sich jeder Einordnung entzogen habe. „Es kann keinen wie ihn mehr geben.“

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick sagte zum Tod des Künstlers im RBB-Inforadio, Schlingensief habe im wahrsten Sinne gemacht, was er wollte. Er sei ein Mensch gewesen, der sich aus einer tiefen moralischen Überzeugung heraus über Ungerechtigkeiten aufgeregt habe.