Anklage gegen türkischstämmigen deutschen Autor in Istanbul





Ein Staatsanwalt in der türkischen Metropole Istanbul hat Anklage gegen den türkischstämmigen deutschen Schriftsteller Dogan Akhanli erhoben. Das habe die Anklagebehörde mitgeteilt, sagte Akhanlis Anwalt Haydar Erol.Akhanli soll sich wegen einer mutmaßlichen Beteiligung an einem Raubüberfall mit Todesfolge verantworten. Bei einer Verurteilung würde dem Autoren eine lange Haftstrafe drohen. Das zuständige Gericht muss aber noch entscheiden, ob der Prozess gegen Akhanli eröffnet wird.

Akhanli war Anfang der 1990er Jahre aus der Türkei nach Deutschland geflohen, wurde als Flüchtling anerkannt und später eingebürgert; seine türkische Staatsbürgerschaft hat er verloren. Die Istanbuler Staatsanwaltschaft wirft ihm die Beteiligung an einem Raubüberfall im Jahr 1989 vor, bei dem ein Mensch starb. Akhanli war Mitte des Monats bei der Einreise aus Deutschland in die Türkei verhaftet worden. Anwalt Erol kritisierte, die Istanbuler Staatsanwaltschaft habe sich geweigert, für Akhanli entlastende Zeugenaussagen anzuhören.

In Deutschland setzt sich unter anderem der Journalist Günter Wallraff für die Freilassung Akhanlis ein, der sich in den vergangenen Jahren unter anderem in der Armenierfrage engagiert hatte. Die Kölner Organisation „Recherche International“, bei der Akhanli mitarbeitet, erklärte, die Türkei tue sich keinen Gefallen, „wenn einzelne Staatsbedienstete ihr Mütchen an unbescholtenen, wenngleich kritischen Geistern zu kühlen versuchen“.